Herr Brandt: Es werden die Mitarbeiter der Borghardtstiftung die an der Sitzung des Ausschusses für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit teilnehmen vorgestellt.

Frau Heymann – Qualitätsbeauftrage der Borghardtstiftung

Herr Hess – Vorsitzender der Mitarbeitervertretung der Borghardtstiftung

Herr Lau – Verwaltungsleiter der Borghardtstiftung

Herr Brandt – Vorstandsmitglied der Borghardtstiftung

 

Die Borghardtstiftung wird im Jahr 2015 140 Jahre alt. 180 Mitarbeiter betreuen behinderte Menschen mit schwerer und schwerster Behinderung. Die Borghardtstiftung hat 2 Betreuungsbereiche, - den Betreuungsbereich

·        Eingliederungshilfe behinderter Menschen nach dem SGB XII und den

·        Bereich Pflege nach dem SGB XI.

 

Ein wichtiges Thema ist die Inklusion behinderter Menschen die sich auch im Wohn- und Teilhabegesetz wiederfindet. Dabei geht das Wohn- und Teilhabegesetz mehr auf den Personenkreis behinderter Menschen ein die ihren Willen noch selbst ausdrücken können. Behinderte Menschen die in der Borghardtstiftung betreut werden, werden als Klientel im Wohn- und Teilhabegesetz weniger beachtet. Deshalb ist es Aufgabe der Mitarbeiter, dieses auch für die Bewohner der Borghardtstiftung erlebbar zu machen. Ein weiteres wichtiges Thema ist – wie behinderte Personen im höheren Alter angemessen versorgt werden. Medizinische Versorgung und Betreuung machen es möglich, dass auch behinderte Menschen ein hohes Alter erreichen. Problematisch ist es mit der Sozialagentur eine angemessene Entgeltvereinbarung auszuhandeln. So ist z. B. der Anteil für kulturelle Begegnungen im Entgelt sehr eng bemessen. Wenn man Inklusion zukünftig besser gestalten will, sind diese Sachverhalte zu bedenken. Im Rahmen der Verhandlungen wird bisher nicht der Tarif der Diakonie für die Mitarbeiter akzeptiert. So gab es 2014 eine Reihe von Schlichtungsstellenprozessen. Zur Zeit hat die Borghardtstiftung ein verhandeltes Entgelt. Es ist jedoch davon auszugehen, dass dieses 2015 neu verhandelt wird, mit dem Ziel den Tarif anzuerkennen. Der Träger Borghardtstiftung ist jederzeit daran interessiert, seine Arbeit zu verbessern und die Leistungen besser auszugestalten. In diesem Zusammenhang hat ein Grundstückstausch mit der Stadt Stendal stattgefunden. Der den Träger Borghardtstiftung zukünftig in die Lage versetzt eine Tagesstruktur auf dem Gelände einzurichten, um den  2 Milieuprinzip durchzusetzen. Zur Borghardtstiftung gehört ebenfalls eine integrative Kindertagesstätte, die im Dezember 2014 eingeweiht wurde.

 

Herr Kühnel: Welcher Tarif wird in der Borghardtstiftung angewandt?

 

Herr Brandt: Es handelt sich dabei um einen eigenen Haustarif der Diakonie. Der AVR-Tarif ist annähernd vergleichbar mit dem TVöD.

 

Frau Schwarz: Wie viele behinderte Menschen werden in der Borghardtstiftung betreut? Und welche Altersstruktur haben diese?

 

Herr Brandt: 80 Kinder von 0 – 6 Jahre am Standtort Osterburger Straße, behinderte Menschen ab dem 18. Lebensjahr – 130 Personen mit Eingliederungshilfe nach dem SGB XII und 25 Personen mit Pflegeleistungen nach dem SGB XI. In der Außenwohngruppe Ostwall werden 27 Personen mit Eingliederungshilfe nach dem SGB XII betreut. Mein Ziel ist es für die Zukunft, das noch mehr behinderte Menschen in kleineren Außenwohngruppen leben.

 

 

 

 

Frau Braun: Ich kann mich erinnern, dass es Ziel war, Einrichtungen mit einer maximalen Platzkapazität von 40 Plätzen zu errichten. In der Borghardtstiftung wird eine weitaus größere Anzahl von behinderten Menschen betreut. Gelten die Richtlinien die sich das Land im Rahmen der Endhospitalisierung seinerzeit gegeben hat nicht mehr?

 

Frau Rütten: Die Richtwerte zu den Platzkapazitäten wurden erst ab 1995 eingeführt. Zu diesem Zeitpunkt war die Planung und der Baubeginn für die neue Einrichtung Borghardtstiftung bereits erfolgt. Dennoch hat der Träger in der Vergangenheit Platzkapazitäten abgebaut. Denn im Jahr 1990 wurden noch 267 Personen durch die Borghardtstiftung betreut. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind es noch 182 Personen. Der Landkreis Stendal und das Land Sachsen-Anhalt haben die Einrichtung mit großen Summen gefördert. Der Landkreis hat 2. Mio. DM an Fördermittel bereitgestellt. Einmalig war jedoch zu diesem Zeitpunkt, dass sich der Sozialausschuss des Landkreises und der Landkreis dafür eingesetzt haben, dass ein Bereich der Einrichtung in eine Pflegeeinrichtung nach dem SGB XI umgewidmet wurde. Damit war es möglich, dass schwer pflegebedürftige behinderte Menschen nicht mehr in eine andere Altenpflegeeinrichtung umziehen mussten. Die Borghardtstiftung betreut diese Menschen weiter auf diesem Gelände, das für diese Menschen zur Heimat geworden ist.

 

Herr Brandt: 2 wichtige Themen liegen mir für die Zukunft am Herzen, an deren Bewältigung zwingend gearbeitet werden muss. Das sind :

 

1.      Die nachschulische Betreuung behinderter Kinder und Jugendlicher im Alter zwischen 14 und 18 Jahren, die in der Häuslichkeit leben.

 

2.      Die medizinische Versorgung behinderter Menschen in der Einrichtung durch die Ärzte vor Ort. Zur Zeit versorgen die Ärzte die behinderten Bewohner noch in der Einrichtung. Die Ärzte werden aber auch immer Älter und so ist die Betreuung zukünftig problematisch. Zum Teil möchten die Ärzte nicht in die Einrichtung kommen, wollen aber unsere behinderten Bewohner auf Grund von einigen Auffälligkeiten auch nicht in ihrer Praxis haben.

 

Frau Braun: Aus persönlicher Erfahrung könnte ich ihnen empfehlen, Frau Dr. Vinzelberg anzusprechen. Frau Dr. Vinzelberg verfügt über ein großes Einfühlungsvermögen für diese Art von Patienten.

 

Herr Brandt: Ich möchte ihnen noch die neue Broschüre der Borghardtstiftung ans Herz legen.

Abschließend möchte ich meine hohe Achtung vor allen Mitarbeitern der Borghardtstiftung zum Ausdruck bringen. Diese leisten eine sehr gute Arbeit.

 

Frau Paschke: Das Arial der Borghardtstiftung hat sich gut entwickelt, obwohl es in der Vergangenheit Probleme gab. Das zeigt aber auch, dass der Bedarf vorhanden ist.

Als am Schwanenteich in Stendal das DRK seine Wohnanlage eröffnet hat, hatten viele Bedenken, ob die Plätze belegt werden können. Die Belegung erfolgte sehr schnell.  Auch für den Bereich Tagespflege ist die Auslastung gegeben. Insbesondere die Tagespflege sehe ich zukünftig als eine Leistung der Pflegeversicherung die weiter in den Vordergrund rücken wird.

 

Herr Emanuel: Wie sehen sie die zukünftige Perspektive der Einrichtung Borghardtstiftung? Könnte es noch einmal Probleme wie in der Vergangenheit geben? (z. B. Insolvenz)

Aus dem Bereich Osterburg ist mir bekannt, dass die Einrichtung für behinderte Menschen eine hohe Verantwortung trägt, denn sie sind auch große Arbeitgeber.

 

 

Herr Brandt: Es ist zu verzeichnen, dass die Einrichtung wirtschaftlich zur Zeit gut aufgestellt ist. Deshalb sehe ich die Perspektive auch positiv. Trotzdem haben wir uns auch mit größeren Trägern der Diakonie vernetzt, so dass uns zukünftig größere und sogar neue Projekte möglich sind. Bleibt es bei der Entwicklung wie in den zurückliegenden beiden Jahren, so bestehen wirtschaftlich keinerlei bedenken.

 

Frau Schwarz: Ich gehe davon aus, dass ihre Kindertagesstätte auch über integrative Plätze verfügt. Wie viele integrative Plätze haben sie laut Betriebserlaubnis.

 

Herr Brandt: Insgesamt hat die Einrichtung 80 Plätze. Z. Z. sind 84 belegt. Laut Betriebserlaubnis gibt es 8 integrative Plätze, von denen bisher 4 belegt sind. Für das Jahr 2015 hat der Träger bereits 36 Anmeldungen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass wir nur 6 freiwerdende Plätze haben. 

 

Frau Braun: Ich finde es positiv, dass ihre Kindertageseinrichtung mit Herrn Mitsch einen männlichen Leiter hat. Ich kann die Entwicklung bestätigen, dass im Landkreis wieder mehr Kinder geboren werden. Wir haben in der Vergangenheit zu viele Einrichtungen geschlossen. Insbesondere steigt der Bedarf an integrativen Betreuungsplätzen. Diese Kinder haben einen erhöhten Förderbedarf. Hier gibt es auch im ländlichen Bereich noch einen hohen Nachholebedarf. Es müssen Einrichtungen und auch Fachkräfte bereitgestellt werden. Durch die hohe Anzahl von ausländischen Kriegsflüchtlingen die der Landkreis zukünftig aufzunehmen hat, besteht ein weiterer Bedarf an Kindertageseinrichtungen und auch an Schulen.

 

Frau Hartmann: Nicht nur die Bewohner ihrer Einrichtung auch die Mitarbeiter werden immer älter. Bilden sie als Einrichtung aus?

 

Herr Brandt: Die Einrichtung Borghardtstiftung bildet nicht selber aus. Wir haben aber sehr guten Kontakt zu den Unternehmen im Landkreis die Ausbilden. Wir bieten diesen Auszubildenden Praktikumsplätze an. Die Borghardtstiftung selber verfügt über genügend gut ausgebildete Fachkräfte.

 

Frau Heine: Ich bin stellv. Vorsitzende der Kreisseniorenvertretung Stendal e. V. Als Kreisseniorenvertretung haben wir Kontakt zu allen Altenpflegeeinrichtungen im Landkreis. Wir bringen uns auch in den jeweiligen Heimbeiräten bei Bedarf mit ein. Mit der Borghardtstiftung hatten wir bisher keinen Kontakt. Da sie einen Pflegebereich haben, würde ein Vertreter der Kreisseniorenvertretung diesen Kontakt auch zukünftig gern mit der Borghardtstiftung haben.

 

Herr Brandt: Ich möchte ihnen noch die Internetseite der Borghardtstiftung empfehlen. Dort können sie auch Bilder von unseren Kindern und behinderten Menschen sehen. Es ist immer wieder festzustellen, dass Kinder überhaupt keine Berührungsängste mit behinderten Menschen haben.

 

Frau Hartmann: Wenn man das Thema Inklusion umsetzen will, muss man bei den Kindern anfangen.

 

Frau Paschke: Abschließend möchte ich fragen, was wir als Politik tun können, um sie als Einrichtungsträger zu unterstützen, oder um Projekte umzusetzen?

 

Herr Brandt: Ich erfahre bei allen Ämtern der Stadt und des Landkreises eine große Offenheit. Ich bin mit der Zusammenarbeit sehr zu frieden. Probleme und die unterschiedlichsten Themen können immer angesprochen werden.