Sitzung: 14.10.2008 Ausschuss für Ordnung, Umwelt und Landschaftsschutz
Herr Stapel
stellt fest, dass im Vorfeld keine weiteren Vorschläge zur Bekämpfung der
Kinderarmut bei ihm eingegangen sind. Anschließend erläutert er seine dem
Ausschuss vorliegenden Vorschläge.
Herr Schreiber
äußert Zweifel an der bisher erkennbaren Zielstrategie dieses Vorhabens des
Landkreises. Nach seiner Auffassung führt der Weg zur Bekämpfung der
Kinderarmut nur über die Eltern. Jede Familie erhält Kindergeld, dass den
Kindern auch zugute kommen muss. Alle Familien werden sich über die Erhöhung
des Kindergeldes freuen, aber auch danach wird ein Teil der Kinder ohne
Frühstück zur Schule gehen. Die Eltern sind für den Einsatz des Kindergeldes
für die Kinder verantwortlich. Insofern führt kein Weg zur Bekämpfung der
Kinderarmut an den Eltern vorbei. Fälle, wo das Kindergeld nicht für die Kinder
verwandt wird, bezeichnet er als Verbrechen an den Kindern, ohne dass dies
strafbar wäre. Im Übrigen bittet er um eine Definition, was denn Kinderarmut eigentlich
ist. Dazu meint Herr Dr. Mörs, dass die Kinderarmut im materiellen Sinne
dann gegeben ist, wenn die Eltern arm sind. Aber das Problem geht darüber
hinaus.
Herr Schreiber
führt weiter aus, dass Problemfamilien vieles zufällt, ohne etwas dafür zu tun.
Familien, in denen beide Eltern arbeiten, können unter Umständen ihrem Kind
keinen Besuch der Musikschule finanzieren, der dem Kind eines
Hartz-IV-Empfängers kostenlos offen steht. Vielfach fehlt aber auch der
Leistungswille. So berichtet er, dass ein Bekannter im Rahmen der Schülerhilfe
vor Jahren jeweils drei Plätze für Bedürftige kostenfrei angeboten hat. Diese
Plätze blieben nach einmaligen Erscheinen von Schülern in der Folge unbesetzt.
Herr Dietze
meint, dass man Problemfamilien oftmals nicht in den Griff bekommt. Er meint,
dass über entsprechende Angebote von Kirchen, Verbänden, Sport- und
Fördervereinen eine Förderung der Kinder erfolgen und die Bereitschaft der
Kinder zur Leistungserbringung geweckt werden kann. Ohne eine solche
Unterstützung könnte der Anteil der Kinder, der später in die Kriminalität
abrutscht, bedeutend größer sein und zu erheblichen Problemen in der sozialen
Struktur führen. Frau Theil weist darauf hin, dass über solche Träger im
Landkreis Stendal schon erhebliche Arbeit geleistet wird.
Herr Dr.
Mörs führt aus, dass es nach seiner Ansicht bei der Bekämpfung der
Kinderarmut nicht die Lösung gibt. Er meint, dass sowohl
die Schule, die Familie als auch die Freizeitgestaltung Ansatzpunkte für die
Arbeit gegen Kinderarmut setzen und dass man im Bereich der Freizeitgestaltung
in den alten Bundesländern weiter ist.
Herr Mehlkopf
meint, dass die Vereine schon sehr viel in diesem Zusammenhang leisten. Er
bemängelt, dass die Aussage Kinderarmut nur pauschal getroffen wird, damit an
der tatsächlichen Situation womöglich vorbei geht. Nach seiner Meinung besteht
kein Überblick, wie viel Kinder in den Horten und Kindertagesstätten
tatsächlich kein Frühstück und kein Mittag bekommen und fragt nach einer
entsprechenden Untersuchung, die dazu geplant war. Im Übrigen ist er der
Meinung, dass es durchaus nicht nur Kinder aus armen Familien sind, die weder
Frühstück, noch Mittag bekommen. Frau Theil ergänzt dazu, dass eine
solche Untersuchung nicht stattfand. Der Gedanke sollte noch einmal in Zusammenarbeit
mit der Fachhochschule aufgegriffen werden.
Herr Wulfänger
stellt zusammenfassend fest, dass die zu erarbeitende Strategie zur Bekämpfung
der Kinderarmut sich in zwei Punkte gliedern sollte
1.
Welche Forderungen
sollen an die Politik gestellt werden?
2.
Was können wir als
Landkreis allein tun?
Herr Stapel
beendet die Diskussion mit dem Hinweis, dass die eingegangenen Vorschläge und
Hinweise zur Erarbeitung einer Strategie an das Jugendamt weitergeleitet
werden.