Herr Stapel stellt fest, dass im Vorfeld keine weiteren Vorschläge zur Bekämpfung der Kinderarmut bei ihm eingegangen sind. Anschließend erläutert er seine dem Ausschuss vorliegenden Vorschläge.

Herr Schreiber äußert Zweifel an der bisher erkennbaren Zielstrategie dieses Vorhabens des Landkreises. Nach seiner Auffassung führt der Weg zur Bekämpfung der Kinderarmut nur über die Eltern. Jede Familie erhält Kindergeld, dass den Kindern auch zugute kommen muss. Alle Familien werden sich über die Erhöhung des Kindergeldes freuen, aber auch danach wird ein Teil der Kinder ohne Frühstück zur Schule gehen. Die Eltern sind für den Einsatz des Kindergeldes für die Kinder verantwortlich. Insofern führt kein Weg zur Bekämpfung der Kinderarmut an den Eltern vorbei. Fälle, wo das Kindergeld nicht für die Kinder verwandt wird, bezeichnet er als Verbrechen an den Kindern, ohne dass dies strafbar wäre. Im Übrigen bittet er um eine Definition, was denn Kinderarmut eigentlich ist. Dazu meint Herr Dr. Mörs, dass die Kinderarmut im materiellen Sinne dann gegeben ist, wenn die Eltern arm sind. Aber das Problem geht darüber hinaus.

Herr Schreiber führt weiter aus, dass Problemfamilien vieles zufällt, ohne etwas dafür zu tun. Familien, in denen beide Eltern arbeiten, können unter Umständen ihrem Kind keinen Besuch der Musikschule finanzieren, der dem Kind eines Hartz-IV-Empfängers kostenlos offen steht. Vielfach fehlt aber auch der Leistungswille. So berichtet er, dass ein Bekannter im Rahmen der Schülerhilfe vor Jahren jeweils drei Plätze für Bedürftige kostenfrei angeboten hat. Diese Plätze blieben nach einmaligen Erscheinen von Schülern in der Folge unbesetzt.

Herr Dietze meint, dass man Problemfamilien oftmals nicht in den Griff bekommt. Er meint, dass über entsprechende Angebote von Kirchen, Verbänden, Sport- und Fördervereinen eine Förderung der Kinder erfolgen und die Bereitschaft der Kinder zur Leistungserbringung geweckt werden kann. Ohne eine solche Unterstützung könnte der Anteil der Kinder, der später in die Kriminalität abrutscht, bedeutend größer sein und zu erheblichen Problemen in der sozialen Struktur führen. Frau Theil weist darauf hin, dass über solche Träger im Landkreis Stendal schon erhebliche Arbeit geleistet wird.

Herr Dr. Mörs führt aus, dass es nach seiner Ansicht bei der Bekämpfung der Kinderarmut nicht die Lösung gibt. Er meint, dass sowohl die Schule, die Familie als auch die Freizeitgestaltung Ansatzpunkte für die Arbeit gegen Kinderarmut setzen und dass man im Bereich der Freizeitgestaltung in den alten Bundesländern weiter ist.

Herr Mehlkopf meint, dass die Vereine schon sehr viel in diesem Zusammenhang leisten. Er bemängelt, dass die Aussage Kinderarmut nur pauschal getroffen wird, damit an der tatsächlichen Situation womöglich vorbei geht. Nach seiner Meinung besteht kein Überblick, wie viel Kinder in den Horten und Kindertagesstätten tatsächlich kein Frühstück und kein Mittag bekommen und fragt nach einer entsprechenden Untersuchung, die dazu geplant war. Im Übrigen ist er der Meinung, dass es durchaus nicht nur Kinder aus armen Familien sind, die weder Frühstück, noch Mittag bekommen. Frau Theil ergänzt dazu, dass eine solche Untersuchung nicht stattfand. Der Gedanke sollte noch einmal in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule aufgegriffen werden.

Herr Wulfänger stellt zusammenfassend fest, dass die zu erarbeitende Strategie zur Bekämpfung der Kinderarmut sich in zwei Punkte gliedern sollte

1.        Welche Forderungen sollen an die Politik gestellt werden?

2.        Was können wir als Landkreis allein tun?

Herr Stapel beendet die Diskussion mit dem Hinweis, dass die eingegangenen Vorschläge und Hinweise zur Erarbeitung einer Strategie an das Jugendamt weitergeleitet werden.