Im Verlaufe von Gesprächsrunden zur wirtschaftliche Lage im Landkreis Stendal und der Wirtschaftsförderung entstand die Intention zum Austausch und aktiver Einbeziehung von Interessenverbänden.

Herr Stoll nimmt den derzeit thematisierten Fachkräftemangel als Einstieg in die Diskussion und unterstreicht noch einmal die Bedeutung eines gemeinsamen Austausches.

Wo liegen aus ihrer Sicht die Probleme in diesem Schwerpunktbereich? Was wird derzeit getan?

Herr Rummel, Geschäftsführer der IHK Geschäftsstelle Salzwedel schätzt den Wirtschaftsbericht als  sehr umfassend ein. Er bildet im Wesentlichen als Art Tätigkeitsbericht die Arbeit des Landkreises und der Wirtschaftsförderer und genannten Partner in Sachen Wirtschaft ab. Er enthält einen sehr guten Einblick in die Themenbereiche.

Die IHK Magdeburg ist u.a. den ca. zehntausend Mitgliedsunternehmen der beiden Altmarkkreise verpflichtet. Im Vergleich der Wirtschaftsstruktur ist es in der Altmark prozentual auf die Branche bezogen nicht anders als in anderen Regionen. Die Industrie hat einen Anteil von 7-8%. Den größten Anteil nimmt der Dienstleistungsbereich ein. Der Unterschied zu anderen Regionen besteht in der geringeren Anzahl an Unternehmen.

Die vierteljährlich durchgeführte Konjunkturumfrage stellt fest, dass die Lage der Wirtschaft als gut und die Erwartungen positiv eingeschätzt werden. Auf Nachfrage zu Hauptrisiken einer konjunkturellen Entwicklung in den Folgemonaten steht das Thema Fachkräftemangel erstmalig an erster Stelle. Hier sehen die Unternehmer das Hauptrisiko in den nächsten Monaten und Jahren. Die Thematik Fachkräftemangel ist nicht neu. Die Mitglieder der IHK erhalten in vielfältigen Bereichen Unterstützung und Beratung. Es wurde speziell dafür eine Arbeitsgruppe gebildet. Mit der Broschüre, Fachkräfte finden – Fachkräfte binden,  erhalten die Unternehmen zahlreiche Tipps und Anregungen.

Anlehnend an das bewährte Projekt MobiPro-EU ist ein Nachfolgeprojekt geplant. Angehende Auszubildende aus der Europäischen Union, hier speziell Spanien, werden nach der Absolvierung von Sprachkursen in Heimatland und Deutschland eine Ausbildung in Unternehmen beginnen.

Die Jugendlichen werden über verschiedene  Konzepte angesprochen.  Durch die Komplexität gilt es Schwerpunkte zu beleuchten z.B. Schulsystem und Schulbildung.

Herr Rummel stellt noch einmal den sehr guten Ansatz der Wirtschaftsförderung heraus und spricht das kürzlich stattgefundene  AltmarkMacher Festival an. Die Wirtschaftsförderung des Landkreises Stendal war positiv federführend in der Organisation und Teilnahme von Firmen und Institutionen für den Existenzgründer-und Unternehmermarktplatz zum Thema Wirtschaftsforum Digitalisierung 4.0.  Er unterstreicht damit noch einmal die ohnehin sehr gute Zusammenarbeit zwischen der Wirtschaftsförderung des Landkreises Stendal und der IHK Magdeburg.

Herr Kurze, Vertreter der Kreishandwerkerschaft Altmark, sieht die Problemlage ähnlich. Durch  Veralterung der Gewerke. liegt das Hauptaugenmerk in den kommenden Jahren auf der
Übergabe von gut etablierten Betrieben an neue Führungskräfte und weniger die auf Existenzgründungen. Hier gilt es die Zulassungspflicht mancher Gewerke zu berücksichtigen. Das betrifft vor allem die Ausbildung von Fachkräften über die Meisterausbildung und die damit verbundene langfristige Vorbereitung der Übernahme von Betrieben.

Die Auftragslage im Handwerk ist derzeit äußerst positiv. Anfragen können nicht zeitnah berücksichtigt werden.

Die Suche nach qualifiziertem Personal gestaltet sich sehr schwierig. Zukünftig wird über Quereinsteiger mit entsprechenden Nachqualifizierungen z.B. Umschulungen, Weiterbildungen geeignetes Personal ausgebildet. Langfristig richtet sich daher das Augenmerk auch auf die regionalen Bildungsträger.

Durch Besuche der Kreishandwerkerschaft Altmark in den Sekundarschulen des Landkreises ist festzustellen, dass die Jugendlichen keine genaueren Vorstellungen vom Handwerk haben.

Ziel ist die Motivation der Schüler/innen  zu einem Praktikum im Handwerksbetrieb.

Die Altmark hat sehr gute Ausbildungszentren für Handwerksberufe und der Ansporn ist die Ausbildungsklassen der Berufsschulen in der Altmark zu halten.

Die Jugendarbeitslosenquote liegt in der Region derzeit bei über 11%. Hier ist der prozentuale Anteil der Schüler/innen mit abgeschlossener Ausbildung  zu hinterfragen und entsprechende Schlussfolgerungen zu ziehen.

Herr Kurze kommt noch einmal auf den Einsatz von ausländischen Jugendlichen im Handwerk zu sprechen. In den allgemeinen Sprachkursen werden die jungen Menschen nicht auf die berufsspezifische Tätigkeit  im Handwerk vorbereitet. Die berufliche Fachsprache der einzelnen Gewerke wird nicht vermittelt und somit können die Arbeitskräfte nicht eingesetzt werden. Denken wir an die Vermittlung von ausländischen Arbeitskräften hat die Weiterqualifizierung oberste Priorität.

Positiv sieht er die Durchführung des Rückkehrer-Tages. Es ist alles zu unternehmen die Jugendlichen in der Region zu halten bzw. zum rückkehren zu bewegen.

Herr Lange, Bereichsleiter der Bundesagentur für Arbeit Stendal, in Zuständigkeit des gesamten operativen Bereiches der Altmark, sieht im Bericht zur wirtschaftlichen Lage im Landkreis Stendal eine gewisse Kontinuität in der Arbeit der Wirtschaftsförderung und spiegelt die Entwicklung des Arbeitsmarktes im Landkreis Stendal wider. Hier wurden Unternehmen einbezogen die bereits langfristig in der Region wirksam sind. Der Arbeitsmarkt in der Altmark ist von Kontinuität jedoch von geringer Dynamik geprägt.

Die Beschäftigtenzahl im Landkreis Stendal ist relativ konstant. Ein „Flaggschiff“ in der Altmark ist weiterhin die Landwirtschaft und hat auf dem gesamten Markt mit der Preispolitik zu kämpfen und den daraus resultierenden kontinuierlichen Beschäftigtenrückgang.

Insgesamt zur Arbeitsmarktlage ist festzustellen, dass im Einzugsbereich der Geschäftsstelle Stendal (Region Stendal, Osterburg und Havelberg) die Arbeitslosenquote im Mai 2017 erstmalig unter 10 Prozent gesunken ist. Das sind in absoluten Zahlen 1000 Arbeitslose weniger als zum Vorjahr.

Herr Lange spricht die veränderte Situation am Markt an. Vor Jahren bestand ein sehr starker Angebotsmarkt im Arbeits-sowie Ausbildungssektor. Es war ein ausreichendes Bewerberpotential vorhanden. Die Wandlung erfolgte zuerst auf dem Ausbildungsmarkt, inzwischen auch auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Somit wird Fachkräftebedarf und Fachkräftesicherung zum zentralen Thema. Sicherung beginnt in der Schule mit dem Übergang in die betriebliche Ausbildung.

In den Jahren des Bewerberüberhanges hatte dies bisher nicht im Fokus der Unternehmen gestanden. In Beratungen bei Arbeitgebern ist dieser Wandel  angekommen.  

Die Firmen müssen Kompromisse schließen, bereit sein, auch Schüler mit einem Hauptschulabschluss einzustellen. Dennoch gilt eine gewisse Kompromisslinie einzuhalten. Gewisse Vorqualifikationen müssen vorhanden sein. Entsprechende  Fördermöglichkeiten der Agentur für Arbeit wie ausbildungsbegleitende Hilfen, Einstiegsqualifikationen sollen für Jugendlichen genutzt werden. Ziel ist die Nutzung der abgeschlossenen Ausbildung auf dem Arbeitsmarkt.

Im Fokus der Fachkräftesicherung ist die Umsetzung von Beratungen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern die im Beschäftigungsprozess stehen. Dies ist eine neue Qualität und Ausrichtung der Bundesagentur für Arbeit. In Zusammenarbeit mit den Kammern ist man in verschiedenen Netzwerken aktiv und ergänzt sich im Umgang mit  Fördermöglichkeiten.

Ein ständiger Austausch der Partner unter Einbeziehung weiterer Netzwerke ist wichtig, wie z.B.  „Fachkraft im Fokus“ sowie Fachkräftebeiräte. Den geplanten Rückkehrer-Tag am 27.12.2017 nimmt man zum Anlass Präsenz zu zeigen, um in den Landkreis Fachkräfte zu holen.

Die Agentur sieht in diesem Jahr die Themen Qualifizierung, Fortbildung und Umschulung sowie Quereinsteiger eher unter dem Aspekt mit dem Bestandskunden Fortschritte zu erreichen. Der Arbeitsmarkt ist derzeit mit diesem Kundenstand in der gleichen Art und Weise wie in den Vorjahren nicht zu bedienen. Ziel ist in diesem Jahr die Kunden schrittweise mit Förderinstrumenten zu versehen.

Die jugendliche Berufsberatung ist Hilfe zur Orientierung.

Es ist unsere Pflicht die Handwerksberufe interessanter zu machen.

Ein Interessenvergleich von deutschen und ausländischen Jugendlichen in bestimmten Berufsgruppen zeigt keinen Unterschied. Dienstleistungsberufe, IT-Technik werden favorisiert.

Die Problematik der Fachkräftesicherung im Hinblick auf Ausbildungs- und Arbeitsmarkt wird sicher nicht durch einzelne Akteure gelöst. Im Bericht zur wirtschaftlichen Lage im Landkreis Stendal  werden sehr gut die verschiedensten Seiten der Wirtschaft betrachtet. Die Agentur für Arbeit ist in vielen Aspekten sowohl Netzwerktreiber als auch Netzwerkpartner. In Zusammenarbeit aller Akteure kann das Thema Fachkräftesicherung zu einem positiven Ergebnis geführt werden.

 

Herr Trumpf bedankt sich für die Ausführungen und ist erfreut über die positiven Statements zum Wirtschaftsbericht.

Es folgt eine rege Diskussion.