Sitzung: 27.02.2019 Schul-, Sport- und Kulturausschuss
Der Vorsitzende übergibt das Wort an Herrn Rahlfs – Intendant des Theaters der Altmark Stendal (Zusammenfassung des Berichtes – siehe Anlage).
Herr Rahlfs stellt kurz seine Person vor.
Im Zusammenhang mit seiner Bewerbung hat Herr Rahlfs fünf Thesen formuliert, die einen guten Kompass bieten, das Theater der Altmark (TdA) weiterhin zu navigieren. Er stellt folgende Thesen vor:
1. Das TdA ist ein Ort der Kunst. Die Kunstfreiheit ist eines der am stärksten beschützten Grundrechte unserer Verfassung. Die öffentliche Finanzierung der Theater zieht ihre Legitimation daraus, dass der Kunstfreiheit dadurch ein Raum gegeben wird und diese damit garantiert wird. Insofern setzten wir unseren Kulturauftrag um, in dem wir theatrale Veranstaltungen anbieten und einem möglichst breiten Publikum zugänglich machen. Das bedeutet, dass wir ein vielfältiges Angebot an Themen, Stoffen und Werken präsentieren.
2. Das TdA ist ein Theater der Gegenwart. Das, was man persönlich auf der Bühne sieht, hat etwas mit der individuellen Lebenswirklichkeit zu tun.
3. Das TdA ist ein Ensemble- und Repertoiretheater. Das sind die beiden historisch kennzeichnenden Begriffe für die deutschsprachige Theaterlandschaft. Die These unterstreicht die Vorstellung, dass ein Stamm fest engagierter Künstler/innen die Basis für ein qualitätsstarkes, nachhaltiges und vielfältiges Theater schafft. Darüber hinaus ist ein eigenes Ensemble ein wesentlicher Faktor für die Identifikationen des Publikums mit dem Ensemble.
4. Das TdA ist ein Träger kultureller Bildung und Teilhabe. Das manifestiert sich in den Bereichen „Junges TdA“ (zu 57% ausgelastet) und „Bürgerbühne im TdA“. Das Angebot in diesem Bereich ist wesentlich für die Zukunftsfähigkeit der Bühne. Damit werden neue Zielgruppen erreicht und damit garantiert man eine Verjüngung des Publikums. In diesem Bereich findet die tatsächliche Innovation im Theater statt.
5. Das TdA steht im Mittelpunkt eines überregionalen Kulturnetzwerkes. Die Akteure und Institutionen der Gegend sehen sich nicht als Konkurrenten, sondern als Partner. Das TdA nimmt dabei als größter Kunstdienstleister die Schlüsselrolle ein.
Das Theater der Altmark erfüllt seinen öffentlichen Auftrag, wenn es seine Rolle als Zivilgesellschaftliche Plattform der Kunstfreiheit immer wieder neu mit Leben füllt. Das ist ein kontinuierlicher Prozess, den wir als Theater gemeinsam mit dem Träger Hansestadt und Landkreis Stendal mit dem Publikum gestalten.
Abschließend einige Zahlen aus der laufenden Spielzeit:
Mit dem Musical Cabaret konnten bereits 4 ausverkaufte Hausvorstellungen gespielt werden. Die Produktion Faust hatte in 18 Vorstellungen eine Auslastung von fast 90% (große Nachfrage von Schulen). Das Weihnachtsmärchen „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ wurde vor 9500 Besuchern gespielt.
Der auf Basis der Zahlen aus den neuen Theaterverträgen erstellte Haushaltsplan für das Kalenderjahr 2019 hat ein Gesamtvolumen von etwa 5 Mio. €. Die Einnahmenstruktur setzt sich zu etwa 37 % aus Stadt und Land, 14 % Leistungsentgelten und 11 % aus den Zuwendungen des Landkreises Stendal zusammen.
Der letzte Punkt ist die bevorstehende energetische Sanierung des TdA. Beim letzten Treffen zwischen Vertretern des Theaters, Vertretern der Stadt und den Fachplanern wurde beschlossen, den Zeitraum der Sanierung von Januar bis Oktober 2020 anzusetzen. Da das TdA einen Großteil seiner Einnahmen erwirtschaftet, ist es wichtig das Haus ab November wieder bespielen zu können. Die Sanierung hat Auswirkungen auf den kompletten Proben-, Vorstellungs- und auch Verwaltungsbetrieb des Theaters. Das große, als auch das kleine Haus in der Karlstraße werden in diesem Zeitraum nicht zur Verfügung stehen.
Mit der Stadtverwaltung wurde besprochen, dass das Theater in die Stadt ausschwirren wird. Das Theater kommt demnach zum Publikum. Dadurch hofft man, neue Zielgruppen für das TdA ansprechen zu können. In den Ausweichspielstätten stehen nicht immer die gleichen Platzkapazitäten zur Verfügung. Es entstehen auch Kosten für die infrastrukturelle Einrichtung dieser Räume. Die Verwaltung des Theaters wird wegen der nötigen Braufreiheit ebenfalls das Gebäude verlassen müssen. Passende Räumlichkeiten werden aktuell noch gesucht.
Der Fördermittelbescheid für die Sanierung liegt noch nicht vor. Nach mündlicher Zusicherung geht man davon aus, diesen bald zu erhalten (Mitte Mai).
Die Kulturkantine, der Kaisersaal und das Theaterpädagogische Zentrum stehen weiterhin zur Verfügung.
Herr Dr. Richter-Mendau bedankt sich für die interessanten Ausführungen. Es besteht nun die Möglichkeit Fragen zu stellen.
Herr Wilcke möchte wissen, welche alternativen Spielstätten ins Visier genommen wurden.
Herr Rahlfs antwortet, dass man bis Ende 2019 noch in diesem Haus spielen wird. Von September bis Dezember wird das Haus mit 1-2 Vorstellungen mehr bespielt. Ein paar Produktionen im Bereich Kinder- und Jugendtheater werden an Stendaler Schulen gespielt. Es gibt eine Produktion, die wir ins Stendaler Kino transferieren werden. Eine Produktion, ein Fußballstück, wollen wir im Vereinsheim vom 1. FC Lok Stendal spielen. Wir werden die kleine Markthalle nutzen, da diese bereits mit dem Theater assoziiert ist. Unter anderem werden wir voraussichtlich die Fortsetzung des Ritter-Roland-Spektakels im Klostergarten der Katharinenkirche spielen können.
Herr Dr. Richter-Mendau fragt, welchen Eindruck Herrn Rahlfs von der Einrichtung, der Zusammenarbeit mit der Verwaltung und der Stadt Stendal hat.
Herr Rahlfs hat sich nach kurzer Zeit bereits sehr heimisch gefühlt. Das Theater der Altmark beeindruckt mich jeden Tag aufs Neue, da es ein sehr engagiertes Team von Mitarbeitern/innen gibt. Es macht jeden Tag Spaß, neue Ideen zu entwickeln und voran zu bringen. Die Zusammenarbeit mit der Verwaltung erlebe ich als sehr konstruktiv.
Herr Zimmermann freut es besonders, dass die Kolumnen in der Volksstimme fortgeführt werden sollen. Er lobt vor allem das Musical Cabaret mit dem großartigen Chor, welches auch bei der 4. Vorstellung noch ausverkauft war.
Herr Wilcke hinterfragt, wo die Musikkonzerte während der Sanierungsarbeiten stattfinden werden.
Herr Rahlfs geht zurzeit davon aus, dass diese Konzerte nicht angesetzt werden können.
Frau Schwarz will wissen, ob die Vorstellungen in Kindergärten, auf die Kindergärten in Stendal beschränkt sind.
Herr Rahlfs verneint dies. Die Möglichkeit besteht für beide Landkreise.
Frau Schwarz hinterfragt, wie die Auswahl der Kindergärten stattfindet.
Herr Rahlfs erklärt, dass es 5 Mitarbeiter/innen gibt, die sich wöchentlich zusammensetzen. Auf der einen Seite gibt es Anfragen von Kindergärten oder auch Schulen, auf anderen werden neue Stücke durch das Theater an allen Kindergärten und Schulen angeboten.
Weitere Fragen gib es nicht.