Sitzung: 08.04.2009 Ausschuss für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit
Herr Rafalski: Zunächst war die Telefonseelsorge ein städtisches Beratungselement der Landeshauptstadt Magdeburg. Seit 1997 werden Beratungen für den gesamten nördlichen Bereich Sachsen-Anhalt durchgeführt. Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr besetzt. Sie arbeitet zur Zeit mit 74 Ehrenamtlichen und im Jahr 2008 gab es ca. 33.500 Anrufe. Die Anrufer der Telefonseelsorge befinden sich häufig in einer besonderen psychischen Situation. Es betrifft alle Schichten der Bevölkerung und nicht nur Menschen, die allein sind. Die angesprochenen Probleme sind sehr vielfältig, die häufigsten Probleme sind Eheprobleme, Erziehungsprobleme und Beziehungsthemen. Die Anrufe bei der Telefonseelsorge sind kostenfrei, die Kosten trägt die Telekom. Ein wichtiger Aspekt bei der Telefonseelsorge ist nicht nur der kostenfreie Anruf, sondern, dass dieser auch anonym behandelt wird. Die Anrufer können sicher sein, dass ihre Daten geschützt sind. Bedauerlich ist, dass die Nummer 0800.. auch missbräuchlich genutzt wird. Alle ehrenamtlichen Mitarbeiter der Telefonseelsorge sind gut ausgebildet. Die Ausbildung erfolgt über mehrere Schritte, sie richtet sich nach eine bundesweit einheitlichen Rahmenordnung und beträgt 120 Stunden im Jahr. Wichtige Ausbildungsschwerpunkte sind Selbsterfahrung, Gesprächsführung, Flexibilität am Telefon, Umgang mit den verschiedenen Themen. Die Mitarbeiter der Telefonseesorge müssen darüber hinaus auch psychisch belastbar sein. Zur Zeit befinden sich 11 Mitarbeiter in der Ausbildung, es werden jedoch ständig neue Mitarbeiter gesucht. Der Träger, der Evangelische Kirchenkreis und das Bistum Magdeburg, bietet seinen Mitarbeitern auch Supervision an, um ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Arbeit zu reflektieren. Die Telefonseelsorge deckt ihre Kosten aus unterschiedlichen finanziellen Quellen. Seit dem Jahr 2000 finanziert auch das Land, daneben finanzieren die Stadt Magdeburg, einige Landkreise und erhebliche Mittel kommen von Sponsoren und Spenden.
Herr Stern: Die Telefonseelsorge hat Kosten von ca. 125.000 Euro, wo entstehen diese hohen Kosten?
Herr Rafalski: Es gibt einen hauptamtlichen Mitarbeiter mit Personalkosten und ein halbe Stelle für Verwaltungsarbeiten, daneben werden daraus die Ausbildungskosten für die Mitarbeiter finanziert, diese betragen allein im Jahr ca. 15.000 Euro.
Herr Rettig: Wie bezeichnet man diesen Beruf, den sie ausbilden?
Herr Rafalski: Telefonseelsorge ist kein Beruf, es ist ein Ehrenamt, dennoch wird eine fundierte Ausbildung benötigt. Jedoch muss man nicht eine medizinische oder pädagogische Vorbildung haben.
Herr Rettig: Muss jeder einzelne Mitarbeiter die Vielfalt der Themen beherrschen, oder werden bestimmte Dinge auch an einen anderen Mitarbeiter weiter gegeben?
Herr Rafalski: Es sitzt jeweils nur ein Mitarbeiter am Telefon. Es geht aber in erster Linie nicht um therapeutische Hilfen, sondern um Rat in allgemeinen Lebensfragen und um das Zuhören.
Herr Stern: Wie lange dauert so ein Gespräch?
Herr Rafalski: Von 5 Minuten bis 1 ½ Stunden. Die Mitarbeiter sind jedoch in der Gesprächsführung so geschult, dass sie schnell auf den Punkt kommen.
Herr Graubner: Gibt es eine Grundausbildung für Telefonseelsorge? Nach welchen Prämissen werden Ihre Mitarbeiter ausgewählt?
Herr Rafalski: Zunächst werden die Mitarbeiter einen ganzen Tag getestet. Dazu gehören Dinge wie Zuhören können, Sprachfähigkeit, sich gut verständlich machen und gutes Einfühlungsvermögen. Daneben müssen die Mitarbeiter sehr gut belastbar sein, deshalb werden auch Fragen zu eigenen Lebenssituationen gestellt.
Frau Dr. Paschke: Sie sollten nochmals darstellen, wie hoch das Finanzierungdefizit ist trotz der vielen Geldgeber. Bei unserem Gespräch in der Telefonseelsorge wurde unter anderem angeführt, dass durch die entstehenden Fahrkosten der ehrenamtlichen Mitarbeiter, weil diese von außerhalb kommen, zum Teil große Finanzierungslücken entstehen.
Herr Rafalski: 45.000 Euro kommen von der Evangelischen Kirche bzw. von der Katholischen Kirche. 10.450 Euro sind sonstige Zuschüsse von Landkreisen, welche in der Größenordnung zwischen 250 und 600 Euro liegen. Vom Land kommen 31.000 Euro und von der Stadt Mageburg nochmals 10.400 Euro. 14.500 Euro wurden im vorigen Jahr nur für Fahrkosten ausgegeben.
Herr Stern: Welches Klientel ruft bei Ihnen an. Hauptsächlich Hartz-IV-Empfänger?
Herr Rafalski: Es rufen Personen aus allen Bevölkerungsschichten an.
Frau Raup: Die Telefonseelsorge gibt es ja schon sehr lange. Ich freue mich, dass Sie Ihre Mitarbeiter ständig ausbilden? Rufen denn auch Kinder und Jugendliche an?
Herr Rafalski: Ja, sehr viele.
Frau Raup: Rufen auch ältere Bürger an?
Herr Rafalski: Ältere Bürger rufen auch an, aber ihre Zahl ist geringer als zum Beispiel bei Kindern, Jugendlichen und anderen Personen.
Frau Dr. Paschke: In der Vergangenheit hat der Landrat die Telefonseelsorge immer aus seinem persönlichen Fond unterstützt. Der Träger hat einen Antrag an den Sozialausschuss gestellt. Nachdem ich mich vor Ort über die Arbeit der Telefonseelsorge informiert habe, möchte ich über den Antrag der Telefonseelsorge, der am 10.12.2008 nicht berücksichtigt wurde, nochmals abstimmen lassen. Für die Förderung der freiwilligen Leistungen im sozialen Bereich stehen 64.000 Euro laut Haushaltsplan 2009 zur Verfügung, diese sind noch nicht ausgeschöpft, so dass eine Förderung der Telefonseelsorge erfolgen könnte.
Herr Rettig: In der Vergangenheit haben wir alle Antragsteller in den Ausschüssen gehört. Hätte Herr Rafalski sich bereits früher im Ausschuss vorgestellt, so hätte man diesem Antrag sicher zugestimmt, nachdem man nunmehr Einblick in die Arbeit der Telefonseelsorge hat. Deshalb schlage ich vor, die Telefonseelsorge mit 2.500 Euro zu fördern.
Herr Stern: Ich befürworte diesen Antrag ebenfalls.
Frau Dr. Paschke: Ich habe großen Respekt vor der Leistung der Telefonseelsorge. Diese Aufgabe könnte kein anderer so durchführen, deshalb befürworte auch ich die Förderung in der beantragten Höhe.
Herr Graubner: Ich bin dafür, dass die Telefonseelsorge mit dieser Summe unterstützt wird. Hinsichtlich der Fahrkosten bzw. der Einsparung von Kosten habe ich aber an den Träger noch den Hinweis, ob man nicht prüfen könnte, ob diese Leistungen nicht von Mitarbeitern von Zuhause aus erledigt werden könnten.
Frau Dr. Paschke: Momentan ist das selbst bundesweit nicht üblich, diese Tätigkeit von Zuhause aus durchzuführen.