Herr Dr. Lakotta: Das Projekt Transage ist der Wettbewerbsbeitrag des Landes Sachsen-Anhalt, den das Bundesministerium ausgeschrieben hat. Am 27.05.2009 wird das Bundesministerium entscheiden, ob dieses Projekt gefördert wird, erst dann kann es an die Umsetzung gehen. Der Bundeswettbewerb zielte nicht unbedingt auf die Bedingungen des Landes Sachsen-Anhalt. Die demografische Entwicklung im Land Sachsen-Anhalt bietet jedoch die besten Möglichkeiten für Innovationen. Es ist der stärkste Bevölkerungsrückgang zu verzeichnen und es gibt überproportional alte Menschen im Land. Ziel ist es, eine flächendeckende vernünftige medizinische Versorgung vorzuhalten. Dazu sind vernetzte Versorgungszentren aufzubauen. Niedergelassene Ärzte sollten sich zu Filialpraxen zusammentun. Die Filialpraxen sollten durch die kassenärztliche Vereinigung ausgestattet werden, so dass sich junge Ärzte nicht verschulden müssen. Die Praxen würden mit unterschiedlichen Ärzten besetzt, ob an fünf Tagen in der Woche, richtet sich nach dem Bedarf. Die Filialpraxen sind kooperativ vernetzt. Die Flächensicherung ist eine wichtige Säule der Sicherung der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum. Die zweite Säule ist die vorhandene Altersstruktur. Bei einem überproportionalen Anteil älterer Menschen ergibt sich zwangsläufig auch ein anderer Versorgungsbedarf. Es überwiegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Alterserkrankungen. Technologisch sollten diese Erkrankungen künftig über eine Tandemlösung behandelt werden. So könnte zum Beispiel bei einem Schlaganfall telefonisch Rücksprache mit einer Uniklinik genommen werden, während der Schlaganfall in der Region selbst behandelt wird.

Herr Dr. Kühn: Für Allgemeinärzte und Fachärzte gibt es zur Zeit eine Niederlassungssperre in Sachsen-Anhalt. Wie vereinbart sich dies mit der bereits bestehenden ärztlichen Versorgungslücke im ländlichen Bereich?

Herr Steil: Die Bedarfsplanung für die Niederlassung von Ärzten wird neu aufgegriffen, weil seinerzeit als Planungsfaktor die Bevölkerungszahl eine Rolle spielte, der Flächenfaktor jedoch nicht berücksichtigt wurde. Die Kassenärztliche Vereinigung versucht im Bereich der Landkreise eine medizinische Grundversorgung/Basisversorgung sicher zu stellen. Ein weiteres Problem bei der ärztlichen Versorgung ist nicht nur, dass die Patienten immer älter werden, auch die Ärzte werden älter und neue Ärzte für die Region zu finden, wird zum Problem. Dieses Problem soll mit dem vorgestellten Konzept von Transage teilweise gelöst werden.

Herr Stern: Das von Ihnen vorgestellte Modell wird von den Ersatzkassen nicht getragen. Warum nicht?

Herr Dr. Lakotta: Bei der Auswahl des Projektes hat die Ministerin, Frau Dr. Kuppe, sich für ein pragmatisches Herangehen entschieden und zunächst die AOK und die Kassenärztliche Vereinigung in die Projektbegleitung einbezogen, da insbesondere die AOK auch eine bundesweite Kasse ist.

Herr Steil: Hier hat der wettbewerbliche Aspekt eine entscheidende Rolle gespielt, weshalb diese beiden Vertreter benannt wurden. Ehemals waren im Wettbewerb 86 Regionen einbezogen. Das Land Sachsen-Anhalt ist unter die letzten 20 Regionen gekommen.

Herr Wulfänger: Mit diesem Antrag hat man die Absicht, unter die letzten 5 im Wettbewerb zu kommen, weil nur die letzten 5 durch das Bundesministerium gefördert werden. Der Umfang beträgt ca. 40 Millionen Euro für zwei Landkreise, Wittenberg und Stendal. Es sollen zunächst drei modellhafte Praxen eingerichtet werden, was jedoch nicht flächendeckend im Landkreis Stendal ist. Der Anteil des Landkreises an dem Modellvorhaben besteht in der Zurverfügungstellung von Räumlichkeiten.

Herr Rettig: Es gab drei Modellregionen für die mobilen Praxisassistenten. Werden die Erfahrungen, die man mit diesem Modell im Land Sachsen-Anhalt gesammelt hat, bei dem neuen Modell berücksichtigt?

Herr Dr. Lakotta: Diese Erfahrungen werden berücksichtigt.

Frau Raup: Wichtig ist, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf beachtet wird. Die Filialpraxen bieten die Möglichkeit, dass nicht vollschichtig gearbeitet werden muss.

Herr Dr. Lakotta: Diese Möglichkeit wird in den Filialpraxen gegeben sein.

Frau Dr. Paschke: Wird dieses Projekt durch unser Gesundheitsamt begleitet?

Frau Dr. Schubert: Das Gesundheitsamt registriert es mit Wohlwollen, dass nach Möglichkeiten gesucht wird, dem Ärztemangel entgegenzuwirken. Der Erfolg dieses Projektes bleibt abzuwarten.