Frau Müller gibt Informationen zum „Verfahrenslotsen“ (siehe Anlage).

Herr Rettig sieht das grundsätzlich inhaltlich sehr problematisch, dass ein Verfahrenslotse allen Anforderungen gerecht werden kann. Als zweites Problem sieht er die Aufgliederung auf zwei Ämter noch bis Ende 2027. Das Dritte ist der Haushalt. Wenn das eine Stelle ist, die ausgeschrieben wurde, und nicht aus dem Bestand des Jugendamtes kommt und nur zu 80 % gefördert wird, ist das ja eine zusätzliche Belastung des Haushaltes.

Frau Müller: Das ist korrekt, aber wir können froh sein, dass wir die 80 % bekommen. Eigentlich müssten wir alles selber tragen, doch das Land hat gesagt: Wir finanzieren das, aber unter einer Bedingung. Die Bedingung wird sein, wir werden auch dem Land regelmäßig berichten müssen. Diese neue Aufgabe ist eine große Herausforderung. Wir werden sehen …

Herr Stoll ergänzt. Das hat bei uns im Haus im letzten Jahr auch dazu geführt, dass wir mit dem Rechnungsprüfer und der Kämmerei gesprochen haben. Wir arbeiten ja im Auftrag des überörtlichen Sozialhilfeträgers im Bereich des Sozialamtes und wir geben das Geld der Sozialagentur aus. Wenn diese „große Lösung“ kommt, zieht sich die Sozialagentur zurück, d.h., hier explodiert der Haushalt beim Landkreis Stendal. Oftmals können wir uns hinter Entscheidungen der Sozialagentur verstecken, die sitzt weit weg und trifft Entscheidungen, die gefühlt manchmal auch einen betriebswirtschaftlichen Hintergrund haben. Das funktioniert dann nicht mehr. Diese Hilfentscheidungen trifft der Landkreis vor Ort. Von den knapp 30 Millionen Euro, die Frau Müller ausgibt, können wir uns dann bei weitem verabschieden, da werden wir nochmal 10 Millionen Euro obendrauf legen müssen. Und so wie das Gesetz dann aussehen wird, bin ich gespannt, wo die 10 Millionen herkommen. In der „großen Lösung“ wird man das den Landkreisen zuschieben, den Teil der Sozialagentur wird man abschließen und von dem Geld, was das Land spart, wird man andere Löcher beim Land stopfen, aber man wird es nicht 1 : 1 an die Landkreise weitergeben.

Und mir fällt auf, dass wir in der Bearbeitung eigentlich jemanden bräuchten, der Jurist und Sozialarbeiter in eins ist. Es werden zu bearbeitende Akten sein, und wenn wir dort nur Menschen zu sitzen haben, die vor Ort diesen Sachverhalt kennen und betrachten, können die gar nicht so „kalt entscheiden“. Jede Entscheidung, die wir hier treffen, wird 1 : 1 bei Frau Hoppe in der Kämmerei liegen und wird das Geld immer wieder obendraufpacken. Es muss noch mal ein Riesenprojekt geben, damit wir die „große Lösung“ finanziell als Landkreis überhaupt stemmen können.