Frau Theil erinnert einleitend, dass es weiterhin Ziel des Landkreises ist, die Abfallwirtschaft nachhaltig zu gestalten. Sie stellt dabei auf die Verantwortung für die heutige Generation und die Zukunft hinsichtlich der Ressourcenschonung und des Klimaschutzes ab. Weiterhin stellt sie einleitend  dar, dass die vorliegende Studie auf der Grundlage des Abfallwirtschaftskonzeptes des Landkreises erarbeitet wurde. Die gegenwärtig betriebene Kompostierung des Bioabfalls ist mit Sicherheit nur noch eine gewisse Zeit durchführbar, so dass sich der Landkreis konzeptionell mit der Frage künftiger Behandlungsmöglichkeiten beschäftigen muss. Sie erläutert noch einmal kurz den Werdegang des Verfahrens bis zur Auftragserteilung, in dessen Ergebnis das Institut Witzenhausen nach einer entsprechenden Ausschreibung des Landkreises den Zuschlag für die Erstellung der Machbarkeitsstudie bekommen hat.

Frau Theil richtet an die Fachausschussmitglieder das Ansinnen, dass es im Ergebnis der heutigen Präsentation und Diskussion wünschenswert wäre, festzulegen, wie weiter verfahren werden soll. Sowohl in der Beratungsfolge als auch strategisch. Damit gibt sie das Wort an Herrn Dr. Kern vom Institut Witzenhausen weiter. Dieser weist darauf hin, dass vor dem Hintergrund der gesetzten Klimaschutzziele die Entwicklung sowohl in Richtung einer steigenden Effizienz im Verbrauch als auch in einem Ausbau erneuerbarer Energien geht. Bio-Abfall hat nach seiner Darstellung ein enormes Energiepotential, ohne dass eine zusätzliche Flächeninanspruchnahme oder eine Nutzungskonkurrenz mit anderen Interessenten gegeben ist. Er führt aus, dass im Landkreis Stendal im Jahr 2008 Bioabfälle von 15.400 t und Grünabfälle von 1.600 t angefallen sind. Weiter stellt er dar, dass bei der gegenwärtig laufenden Kompostierung 0,2-0,3 Mill. KWh Strom eingesetzt werden müssen, während bei einer Vergärung neben einem erheblichen Stromertrag auch 1,5 Mill. KWh Wärmeenergie anfallen.

Herr Dr. Kern stellte vergleichend mehrere Behandlungsverfahren für Bio-Abfall vor, mit dem Ergebnis, dass ein Pressverfahren und eine Boxenvergärung für den Landkreis die Vorzugsvarianten wären, mit einer besonderen Empfehlung für die Boxenvergärung. Bei einer solchen Anlage muss man mit Mehrkosten von 1,75 € / Einwohnergleichwert bzw. 11 € / t rechnen. Diese Variante kann stufenweise umgesetzt werden. Er empfiehlt dabei, die Anlage am Standort der Annahme- und Umladestation (AUS), der ehemaligen Deponie Stendal zu errichten, um mögliche Synergien zu nutzen. Als nächsten Schritt sollte man mit weiteren Beteiligten sprechen, um Standortfragen zu klären und das Konzept zu konkretisieren.

Herr Werner hinterfragt, warum Herr Dr. Kern das Pressverfahren für den Landkreis nicht favorisiert. Aus seiner Sicht wären mehrere dezentrale Standorte mit diesem Verfahren bei einem großen Flächenkreis wie Stendal optimal. Darauf erwidert Herr Dr. Kern, dass das Verfahren relativ teuer ist, so dass nur eine zentrale Anlage denkbar wäre.

Herr Braune erkundigt sich, ob eine Behandlung von Bio-Abfall in bestehenden Biogas-Anlagen möglich wäre. Darauf führt Herr Dr. Kern aus, dass dies technisch kein Problem wäre, allerdings finanziell für die derzeitigen Anlagebetreiber keinen Sinn macht.

Weiterhin wird hinterfragt, wie viel Arbeitsplätze mit einer solchen Anlage geschaffen werden. Dazu stellt Herr Dr. Kern dar, dass mit 2 Arbeitskräften zu rechnen ist, doch sieht er hier eher die langfristige Sicherung der Arbeitsplätze  der Abfall-Umlade-Station (AUS).

Herr Werner fragt nach, warum der Landkreis nicht drei kleinere Kompostmieten in der gegenwärtigen Technik betreiben sollte, wenn eine große Anlage nicht mehr genehmigungsfähig ist. Darauf erwidert Herr Dr. Kern, dass dieser Gedanke auch schon andernorts favorisiert wurde. Dabei wurde festgestellt, dass kleine Anlagen relativ teuer in der Unterhaltung sind und der Trend daher hin zu größeren Anlagen geht. So wurden z.B. in Teilen Hessens kleine Anlagen gebaut mit dem Ergebnis erheblicher Mehrkosten in einer Größenordnung um 80 € / t Bioabfall .

Herr Tanne fasst zusammen, dass das Ziel der Verminderung der Treibhausgase ein Handeln von jedem, also auch vom Landkreis Stendal, erfordert. Die Studie hat einen möglichen Rahmen für eine zukünftige ökonomisch und ökologisch günstige  Bioabfallbehandlung aufgezeigt. Die Boxenvergärung sieht er als beste Variante für den Landkreis. Nun müsse das Projekt konkretisiert werden, um durch Nutzung möglicher Synergien ein kostengünstiges Ergebnis zu erreichen.

Frau Theil erläutert, dass mit der Vorlage des Gutachtens der Auftrag für das Institut Witzenhausen erfüllt ist. Soweit es gewünscht ist, könnten die Ergebnisse auch vor dem Kreistag präsentiert werden.

Herr Faller-Walzer bittet um 1 Exemplar der Studie für den Regionalverein.