Der Vorsitzende des Kreistages gibt bekannt, dass auf die
Ausschreibung der Stelle der/des zweiten Beigeordneten 5 Bewerbungen
fristgerecht eingegangen sind.
Eine Bewerberin hat
mit Datum vom 06.05.2008 und ein Bewerber mit Datum vom 08. 05. 2008 ihre
Bewerbung zurückgezogen.
Ich darf Ihnen
mitteilen, dass nunmehr auch Herr Norbert Michalik mit Datum vom 20. Mai 2008 -
Eingang heute - seine Bewerbung
zurückgezogen hat.
Nach Prüfung der
erforderlichen Eignung sowie der Einhaltung der Frist der Bewerbung ist
festzustellen, dass die verbleibenden beiden Bewerber die Kriterien erfüllen.
Ich begrüße die
Bewerber um die Stelle des zweiten Beigeordneten
Herrn Kai Uffelmann und
Herrn Carsten Wulfänger,
die sich auf der
heutigen Sitzung des Kreistages vorstellen werden.
Auf
der Sitzung des Kreistages am 19. Juni 2008 wird dann die Wahl des 2.
Beigeordneten erfolgen.
Der
Vorsitzende des Kreistages bittet
Herrn Kai Uffelmann sich dem Kreistag vorzustellen.
Herr
Uffelmann stellt sich vor und
bemerkt:
„Ich
bin 35 Jahr alt, verheiratet und habe eine Tochter. Ich wohne zur Zeit in
Nordrhein-Westphalen in der Nähe von Köln in Gummersbach. Ich bin Volljurist
und leite im Moment eine Kreishandwerkerschaft und einen Einzelhandelsverband.
Also zwei Unternehmensverbände. Das eine als Körperschaft und das andere als
Verein des Privatrechtes.
Ich
betreue dort in den letzten vier Jahren knapp 4000 Unternehmen im oberbergischen
Kreis plus knapp 1500 Einzelhändler. Seit 2008 haben wir unsere Gebiete
erweitert in den Nachbarkreis und haben nunmehr 8000 Betriebe die wir beraten.
Zu
meinem Anteil gehört natürlich die juristische Beratung, aber immer mehr und
vordringlich auch die Unternehmensberatung. Das sind betriebswirtschaftliche
Dinge und geht von Gründungsplänen mit Vergleichszahlen bis zu
Brachenberichten, Finanzierungsfragen, Bankgesprächen neben den
handwerkrechtlichen Dingen.
Dabei
spielt immer mehr die Mittelbeschaffung eine Rolle. Das ist auch einer der
Punkte, warum mir die öffentliche Verwaltung sehr nahe ist und sich gewisse
Interessen sehr stark zeigen. Wir arbeiten sehr stark mit den
Wirtschaftsförderern der beiden Kreise und der Stadt Leverkusen zusammen, mit
den Bürgermeistern und natürlich den Landräten und Oberbürgermeistern.
Es
ist wichtig nach meiner Erkenntnis, dass Wirtschaft und Unternehmer in mir
einen offenen und ehrlichen gegenüber haben. Insofern ist das was
Wirtschaftsförderer auszeichnet immer die Nähe zur Wirtschaft. Das heißt
einfach, dass man die Nöte und Sorgen der Menschen sehr ernst nehmen und sich darum kümmern muss. Dazu gehört
auch, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu schaffen. Das ist ein stückweit
Freiheit sich zu entwickeln, das ist Gewerbefläche die notwendig ist und auch
die Zusprache für klein- und mittelständische Unternehmen. Dazu gehört es, eine
stetige Präsenz auch zu den Wirtschaftsorganisationen zu pflegen. Aber es
gehört auch dazu Landes- und Bundesmittel einzuwerben. Hier kann ich
reichhaltige Erfahrungen mit dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und
Soziales in NRW, dem Schulministerium und dem Wirtschaftsministerium nachweisen
sowie zu den Staatssekretären als auch zu den Ministern. Dieses würde ich gerne
einbringen in die Wirtschaftsförderung. Was evtl. an dieser Stelle gegen mich
spricht, ist natürlich meine Ortsunkenntnis. Ich kenne Stendal aus letzten
Besuchen. Ich war dreimal hier und deshalb kenne ich die Region und habe auch
geschaut – passt das zu mir und auch zu meiner Familie. Ich konnte meiner Frau
guten Gewissens sagen, hier lässt es sich gut leben, aber ich bin ein Fremder.
Ich war aber auch im Oberbergischen ein Fremder. Aber ich bin dort aufgenommen
worden. Der „Oberberger“ ist ein schwieriger und eher verschlossener Mensch,
aber man kann sich ihn zum Freund machen eben dann, wenn man offen und ehrlich
miteinander umgeht und aufeinander zugeht. Insofern sehe ich Möglichkeiten,
dass mir das hier auch gelingen wird. Ich bin ein offener und aufgeschlossener
Mensch, der immer zu einem guten Gespräch, zu einem Streit aber auch zu einem
Spaß bereit ist.
Meine
Vorstellungen zum Thema Verwaltung an sich – ich komme nicht aus der
klassischen Kommunalverwaltung. Ich hatte auch Verwaltungsaktbefugnis, aber ich
gebe auch offen zu, je weniger ich das einsetzen muss und je weniger Verwaltung
umso froher bin ich eigentlich. Für mich ist entscheidend, dass wir uns
weiterentwickeln in den Verwaltungen hin zur Dienstleistung.
Mir
ist natürlich klar, dass im Dezernat einige Dinge auch gerade im Sozialbereich,
wo wir es mit Schicksalen von Menschen zu tun haben, völlig konträr zu den
Wirtschaftunternehmen ist.
Ich
bin beratendes Mitglied im Beirat der ARGE und auch immer mal wieder im
Kreistag zu bestimmten Themengebieten wie zum Beispiel was kann Wirtschaft
machen als sozialer Ansprechpartner, was können wir bieten und welche
Möglichkeiten schaffen. Es gibt ein Kombimodell, welches jetzt auf Bundesebene
ausgedehnt werden soll als Experimentmodell. Das wird in der Ebene
heruntergebrochen und hier sind wir als Wirtschaftsakteure verantwortlich
gemeinschaftlich mit der ARGE und den zuständigen Ämtern. Es ist ein spannendes,
sehr reizvolles und verantwortungsvolles Thema.
Ich
werde Ihnen meine Kompetenz unter Beweis stellen können.“
Herr
Wulfänger stellt sich vor und
bemerkt:
„Ich
wohne in Sandau, bin 44 Jahre alt, verheiratet. Meine beiden Söhne sind 12 und
18 Jahre alt. Ich habe die ersten 8 Jahre in der Schule in Sandau verbracht.
Danach war ich vier Jahre bis zum Abitur an der erweiterten Oberschule in
Havelberg. Interessanterweise wird ja die Schule zukünftig wieder mit einer
Gymnasialklasse und zwei Sekundarschulklassen geführt, wie es schon vor 25 war.
Manches wiederholt sich eben doch. Im Anschluss musste ich meine 18 Monate
Grundwehrdienst ableisten bevor ich dann von 1984 bis 1989 an der technischen
Hochschule, jetzt Universität, in Ilmenau studierte. Die Ausbildung umfasste
das komplette Spektrum des Computers – von der Hardware bis zur Software.
Nachdem
ich im Frühjahr 1989 das Studium als Diplomingenieur beendet hatte, fing ich
eine Arbeit als Entwicklungsingenieur im VEB Landtechnische Industrieanlagen in
Havelberg an.
Während
dieser Zeit erlernte ich Aufgaben ganz nüchtern und analytisch anzugehen wie
das bei Technikern mitunter der Fall ist.
Im
Mai 1990 wurde ich in den Stadtrat von Sandau gewählt und gleich danach zum
Bürgermeister der Stadt Sandau. Diese Funktion übte ich zuerst hauptamtlich aus
und dann bis 1994 ehrenamtlich. Bereits Anfang 1991 wurde die erste
Verwaltungsgemeinschaft „Elb-Havel-Land“ gebildet. Zuerst bestand sie aus 6 Gemeinden und 3000
Einwohnern, später aus 8 Gemeinden und 5000 Einwohnern. Non 1993 bis 1995
absolvierte ich den Angestelltenlehrgang II, den ich mit der Qualifikation zum
gehobenen allgemeinen Verwaltungsdienst als Verwaltungsfachwirt abgeschlossen
habe.
Mit
der letzten Verwaltungsreform wurde die Größe der Verwaltungsgemeinschaft
nochmals verändert. Jetzt sind es 11 Gemeinden mit 10000 Einwohnern. Ich war
immer der Leiter der jeweiligen Verwaltungsgemeinschaft.
Seit
einigen Jahren bin ich, neben meiner Tätigkeit als Verwaltungsleiter auch
verstärkt ehrenamtlich tätig. So bin ich seit 1994 Mitglied des Kreistages
Stendal. Seit dieser Zeit bin ich auch Mitglied des Ausschusses für
Wirtschaftsförderung, Landwirtschaft und Tourismus, den ich seit 2004 leite. In
der Zeit von 1999 bis 2004 war ich Mitglied des Jugendhilfeausschusses. In der
Regionalversammlung der regionalen Planungsgemeinschaft bin ich seit 2005
Mitglied.
Wesentlich
länger, nämlich seit 1991 bin ich im Verwaltungsrat der Kreissparkasse, erst
der Kreissparkasse Havelberg, später der Kreissparkasse Stendal.
Nachdem
ich mehrere Jahre die Position des Stellvertreters inne hatte, bin ich seit
März 2005 ehrenamtlicher Verbandsgeschäftsführer des Trinkwasser- und
Abwasserzweckverbandes Havelberg. Seit dem Jahre 2000 bin ich darüber hinaus in
der Funktion des Vorsitzenden der lokalen Aktionsgruppe zwischen Elbe und
Havel, die maßgeblich bei der Beantragung von Fördermitteln aus dem
Leader-Programm mitwirkt. Der Leader-Gedanke und die Leader-Förderung zusammen
mit der integrierten ländlichen Entwicklung wird mindestens bis 2013 eine nicht zu unterschätzende
Bedeutung auch in unserer Region haben.
Auf
Grund meiner beruflichen Erfahrungen und meiner ehrenamtlichen Tätigkeit
besitze ich ein fundiertes Fachwissen bezogen auf die öffentliche
Finanzwirtschaft, aber auch betriebswirtschaftliche Kenntnisse. In meinen
bisherigen Jahren kommunaler Tätigkeit bin ich in vielfältigster Weise mit fast
allen Aufgabengebieten des Dezernates II im Landkreis Stendal in Berührung
gekommen.
An
dieser Stelle sollen einige Beispiele dafür genannt werden. Das Ordnungsamt des
Landkreises ist Aufsichtsbehörde für
die Ordnungsämter der Verwaltungsgemeinschaften z.B. Standesamts- und
Meldeamtswesen, aber auch im Rahmen der Gefahrenabwehrverordnung. Darüber hinaus
gehört eine Zusammenarbeit bei der Fischereibehörde oder der Jagdbehörde zum
normalen Geschäft. Mit dem Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt durfte
ich schon bei der BSE-Krise zusammenarbeiten. Es ist ja bekannt, dass der erste
BSE-Fall im Landkreis Stendal damals in meinen Zuständigkeitsbereich gefallen
ist. Die Vogelgrippe ist seit einigen Jahren ständiges Arbeitsthema zwischen
den Verwaltungen. Hier wurden verschiedene Notfallpläne unter anderem auch für
unser Gebiet aufgestellt. Darüber hinaus wird das Lebensmittelüberwachungsamt
bei Gaststättenerlaubnissen, für die wir zuständig sind, einbezogen.
Mit
den Mitarbeiterinnen des Sozialamtes habe ich bis 2005 verstärkt zusammen
gearbeitet, da bis zu diesem Zeitpunkt die Verwaltungsgemeinschaften für den
Landkreis Stendal die Hilfe zum Lebensunterhalt berechnet und auch ausgezahlt
haben. Danach gab es dann den Systemwechsel hin zu den ARGEN. Die zukünftige
Entwicklung der ARGE – wird sie kommunalisiert oder nicht, welche Auswirkungen
hat das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes – ist mit einiger Spannung zu
erwarten, da dies relativ große Auswirkungen auch auf den Landkreis Stendal
haben wird.
Mit
dem Straßenverkehrsamt habe ich bei der Beschilderung von überregionalen
Straßen zu tun. Es gibt seit 2005 eine Aufteilung der Aufgaben zwischen Kommunen
und dem Landkreis, aber spätestens an den Kreuzungen trifft man sich dann immer
wieder. Beim Gesundheitsamt gibt es Berührungspunkte im Bereich der
Kindertagesstätten und den Gaststättenerlaubnissen. Mit der Betreuungsbehörde
habe ich mehrfach zusammengearbeitet, zuletzt bei einem alleinstehenden Mann,
manche würden ihn „Messi“ nennen, der mit ca. 150 Ziegen auf engstem Raum in
Haus und Hof zusammen gelebt hat. Das
ist ein Aufgabengebiet, welches nicht zu unterschätzen ist.
Den
Bereich der Wirtschaftsförderung kenne ich aus meiner Tätigkeit als
Ausschussvorsitzender. In den Bereich fällt unter anderem die
Nahverkehrsplanung und die Neuvergabe der Linienkonzessionen im Jahre 2009 und
2010. Diese Themen gehören sicherlich zu den wichtigen Betätigungsfeldern in
der nahen und mittlerer Zukunft.
Der
Bereich des Jugendamtes ist mir in wesentlichen Teilen durch meine Tätigkeit im
Jugendhilfeausschuss nicht fremd. Die Probleme hier sind, nicht wie in anderen
Bereichen mit Ausschreibungen oder dergleichen zu lösen. Hier wird in den
kommenden Jahren viel Kreativität gefragt sein, um die Probleme der Kinder und
Jugendlichen anzugehen. Hier wird es kein Patentrezept geben, sondern es bedarf
vieler kleiner Schritte aus meiner Sicht, um die Probleme angefangen von
Kinderarmut bis hin zu mangelnder Schulbildung zu lindern oder zu beheben.
Da
werden verschiedenste Lösungen z. B. über Kommunal-Kombi-Modelle wie
Sportbetreuung für Jugendliche umzusetzen sein, aber auch Modelle von
Mehrgenerationenhäusern genauso wie die Förderung von qualifizierten
Jugendclubs.
Aber
auch die ehrenamtliche Tätigkeit wird in den kommenden Jahren dabei eine noch
größere Rolle spielen und muss unbedingt gefördert werden. Als Beispiel denke
ich da an die ehrenamtliche Hausaufgabenhilfe, wie sie bereits in Wust
praktiziert wird. Wichtig ist bei diesem Thema insgesamt, dass das Geld und die
Leistungen auch bei den Kindern und Jugendlichen direkt ankommt.
Mir
ist wohl bewusst, dass dies nicht alle Tätigkeitsfelder des Dezernates II sind,
aber ich denke, dass dieses Wissen um die Dinge, so ich gewählt werde, zu einem
guten Start verhelfen werden.
Ich
weiß, dass die Aufgabe das Dezernat II zu leiten sowohl inhaltlich als auch
insbesondere unter dem Aspekt der finanziellen Probleme nicht leicht sein wird.
Ich betrachte die Aufgabe aber als Ansporn und Herausforderung gleichermaßen.
Sollte
ich durch den Kreistag für die nächsten 7 Jahre zum 2. Beigeordneten gewählt
werden, so können Sie sicher sein, dass ich mit viel Engagement an die Aufgabe
herangehen werden und das ich um eine
konstruktive Zusammenarbeit sowohl mit der Verwaltungsspitze des Kreises als
auch mit den Mitgliedern des Kreistages bemüht sein werde.
Ich
stehe für weitere Fragen zur Verfügung.“
Der
Vorsitzende des Kreistages bedankt sich bei beiden Bewerbern für die
Vorstellung und bittet die Mitglieder
des Kreistages nunmehr Anfragen zu stellen.
Es
bestehen an beide Bewerber keine Anfragen.
Der
Kreistag nimmt die Mitteilungsvorlage DS-Nr.: 407 zur Kenntnis.