Herr Stapel bittet um Wortmeldungen.

 

Herr Dr. Gruber informiert die Anwesenden über seine Teilnahme an einer Bratung im Landesverwaltungsamt in Magdeburg zum Thema „Belastung durch Mücken in Folge des Hochwassers“. In den Überschwemmungsgebieten ist die Mückenplage in den einzelnen Orten unterschiedlich stark. In Tangerhütte/Weißewarte ist die Belastung extrem hoch. Diese Plage war auch Anlass der Beratung im Landesverwaltungsamt. Schon an den Teilnehmern kann man erkennen, wie hoch angebunden diese Veranstaltung war. Unter anderem waren Vertreter des Ministeriums für Soziales, das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, das Landesamt für Verbraucherschutz und Vertreter des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung Leipzig anwesend. Die in den Überschwemmungsgebieten massenhaft auftretenden Stechmücken werden auf Grund ihrer Aggressivität als erhebliche Beeinträchtigung wahrgenommen. Sie werden aber nicht als gefährlich eingestuft. Vertreter des Sozialministeriums des Landes Sachsen-Anhalt haben berichtet, dass nach Angaben von Gesundheitsämtern bzw. von Ärzten keine nachteiligen gesundheitlichen Einschränkungen als Auswirkung dieser Mückenplage zu erwarten sind. Vom Direktor der Hautklinik Magdeburg gab es die Nachricht, dass gegenwärtig keine Komplikationen durch Mückenstiche im bemerkenswerten Umfang zu behandeln sind. Bemerkenswert heißt hier, keine besonderen oder keine gesundheitsschädlichen Auswirkungen. Die von den Sommermücken gelegten Eier sind sehr langlebig. Durch die Überschwemmung kommt es dann zur Larven- und  Puppen-bildung der Mücke und zur massenhaften Verbreitung. Das Problem ist, dass sich  in den überschwemmten Gebieten die sogenannte „Überschwemmungsmücke“ gebildet hat. Bei dieser Überschwemmungsmücke spricht man von einem Pionierorganismus. Das heißt, dass Larve, Puppe und dann Mücke vor den Fressfeinden (z. B. Wespen, Libellen) da sind. Das Problem ist der zeitliche Vorteil der Mücke. Jetzt sind die natürlichen Fressfeinde in ihrer Entwicklung genau so weit wie die Mücken.

 

Im Rhein-Main-Gebiet, hier gibt es öfter Überschwemmungen, kam es bereits in den letzten Dekaden zur Mückenbekämpfung. Maßnahmen müssten langfristig (um die Larvenbildung zu verhindern)  eingeleitet werden. Zurzeit ist das in Sachsen-Anhalt nicht möglich, da es eine langfristige Maßnahme voraussetzt. Kurzfristig kann diese Mückenplage nicht bekämpft werden. Ein entsprechendes Insektizid das selektiv gegen Mücken eingesetzt werden kann ist in Deutschland nicht zugelassen und somit nicht verfügbar. Mit dem Einsatz von Chemie würden auch andere Insektenarten vernichtet. Der natürliche Anteil an Fressfeinden ist jetzt ausgebildet. Für den Fall, dass in Kürze keine neuen Überschwemmungen auftreten, ist daher davon auszugehen, dass sich die derzeitige Belastung durch die Mücken in Kürze entspannen wird. Als Akuthilfe gegen die Mückenbelastung wird die Anwendung entsprechender Abwehrmittel gegen Stechmücken zum Auftragen auf die Haut empfohlen. Zusätzlich sollten stehende Gewässer (wie z. b. Wasserfässer), bei denen keine Konkurrenzorganismen vorhanden sind, zwingend abgedeckt werden.

 

Beim Hochwasserschutz sollte bedacht werden, wie in  Biotopen die natürlichen Fressfeinde der Mücke und deren Verbreitung gefördert werden können. Für den Landkreis ist dieses Ergebnis nicht befriedigend. Es gibt keine gesetzliche Grundlage für den chemischen Einsatz. Der Landkreis hat demzufolge keine Möglichkeit, eigenmächtig zu handeln, da keine Ermächtigung per Gesetz vorliegt. Eine Ermächtigung per Gesetz würde man nur erhalten, wenn man nachweisen kann, dass eine akute Gesundheitsgefahr vorliegt, oder diese Mückenart gefährlich für Mensch und Tier ist. Da diese Mücken nicht gefährlich für Mensch und Tier sind, nur als Plage wirken, steht ein chemischer Einsatz nicht in Frage. Weiterhin wird es auch keine finanziellen Mittel vom Land für den operativen Einsatz des Landkreises Stendal geben. Eine Bekämpfung wie beim Eichenprozessionsspinner wird es nicht geben. Auf der nächsten Sitzung des Landtages wird noch einmal über diese Thematik diskutiert. Ob es in diesem Jahr noch eine Lösung für dieses Problem gibt ist fraglich.

 

Herr März: Der Eichenprozessionsspinner ist nach wie vor ein sehr aktuelles Problem. Die Ortschaften sind relativ frei, die Flächen außerhalb der Ortschaften sind stark befallen.

 

Herr Dr. Gruber: Gerade im Bereich Kamern kam es bei der Hochwasserbekämpfung bei den Einsatzkräften zu massiven Hautproblemen die medizinisch behandelt werden mussten. Im nächsten Jahr muss noch intensiver gegen den Eichenprozessionsspinner vorgegangen werden. Die finanziellen Mittel müssen eingeplant werden.

 

Herr Stapel: Die zuküftige Bekämpfung der Überschwemmungsmücke beginnt jetzt.

 

Herr Dr. Gruber: Es müsste von den Kreistagesmitgliedern ein Antrag gestellt werden, dass im Landkreis Stendal  in den Folgejahren die Mückenbekämpfung durchgeführt wird.

Der Landkreis Stendal könnte hier ein Zeichen für die anderen Landkreise  in Sachen-Anhalt setzen. Es ist immer die Frage, wann es wieder zu einem massenhaften Auftreten der Überschwemmungsmücke kommen wird.

 

Herr Schreiber: Wer sind die Fressfeinde dieser Mückenart?

 

Herr Dr. Gruber: Andere Insektenarten, Frösche, Wespen.

 

Herr Schober: Gibt es beim Deichbruch in Fischbeck schon genaue Zahlen, wie viel Hektar Wald unter Wasser standen?

 

Herr Dr. Gruber: Das Thema Hochwasser soll auf der Sitzung am 03.09.2013 besprochen werden. Zu diesem Zeitpunkt wird es dann auch statistisches Zahlenmaterial geben.

 

Herr Stapel: Die Verwaltung hat jetzt noch mit den Folgen des Hochwassers zu tun. Auf einer Sitzung wird dieses wichtige Thema wohl nicht abzuarbeiten sein.

 

Herr Dr. Gruber: Die Verwaltung ist jetzt dabei, die Schäden zu beziffern, soweit dies schon möglich ist.

 

Herr Stapel beendet die Sitzung und wünscht allen Anwesenden einen schönen Sommer.